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Waltke und Holz erinnern an Deckarm

am in Kategorie: Sport

Dieter Waltke und sein ehemaliger Kollege Joachim Holz vom Söderblom-Gymnasium in Espelkamp versuchen seit vielen Jahren Joachim Deckarm zu helfen und immer wieder auf sein Schicksal hinzuweisen. Am 31. Mai wird Deckarm in die „Hall of Fame des deutschen Sports“ aufgenommen. Diese Aktion erfolgt traditionell am Vorabend des DFB-Pokalfinales im Berliner Hotel Adlon Kempinski. “

Unvergessen bleibt der 30. März 1978, als der seinerzeit wohl beste Handballer Deutschlands Joachim Deckarm in Tatabanya nach einem Zusammenstoß mit einem Gegenspieler ein Schädel-Hirn-Trauma erleidet und ins Koma fällt, aus dem er 131 Tage später wieder erwacht.

An diesem Tag beginnt sein „zweites Leben“, er hat seine Sprachfähigkeit verloren, steht motorisch auf dem Stande eines Kleinkindes, nach einer so schweren Verletzung keine wirklich überraschende Diagnose. Aber anstatt sich mit seinem Zustand abzufinden oder gar zu resignieren, erinnert er sich an seine Einstellung zu Herausforderungen aus seinem „ersten Leben“, die ihn zu dem absoluten Ausnahmesportler hat werden lassen, an den sich nicht nur Handballfans erinnern, sondern Sportler, Funktionäre und Medien jeder Ausrichtung würdigen seine überragenden sportlichen Leistungen, seine Teamfähigkeit, Fairness und menschliche Größe. Von jetzt an lautet die Maxime von Joachim Deckarm: „Ich will, ich kann und ich muss mein Schicksal meistern.“ Dieses funktioniert aber nicht mit seinem Willen allein, er braucht professionelle Hilfe und Unterstützung, um in jahrelanger ärztlicher Behandlung und Rehamaßnahmen Lebensqualität zurückzugewinnen. Ohne ein Team aus Familie, Freunden, Mannschaftskameraden und Verbänden ist an ein Vorwärtskommen nicht zu denken, erst recht nicht ohne finanzielle Absicherung.

Diese wird 1980 durch die Deutsche Sporthilfe auf den Weg gebracht, die den Deckarm-Fonds einrichtet, der, finanziert durch Spenden, die Kosten für Reha und Pflege trägt. In diesen Fonds fließen unter anderem Einnahmen aus Benefizspielen der 78er Weltmeistermannschaft oder sportlicher Großveranstaltungen ein. „Die Handballfamilie steht zusammen“, sagt sein Freund, Mannschaftskamerad und ehemaliger Bundestrainer Heiner Brand.

Auch die Einnahmen aus dem Buch „Teamgeist – die zwei Leben des Joachim Deckarm“, 2009 von Rolf Heggen nach Gesprächen mit Joachim Deckarm verfasst und vom Deutschen Handballbund, der Handball-Bundesliga und der Stiftung Deutsche Sporthilfe in der mittlerweile 3. Auflage herausgegeben, fließen in diesen Fonds ein.

Joachim Deckarm lebt seit Mitte 2002 in einem betreuten Wohnheim der Parität in Saarbrücken. Er ist, bedingt durch die schwere Verletzung, immer mehr auf „fremde“ Hilfe angewiesen. Seinen Kampf zurück in sein zweites Leben würdigt Franziska van Almsick als stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Sporthilfe sehr treffend: „Zwei Lebensleistungen, die man nur bewundern kann“.

© 2013 Neue Westfälische, Donnerstag 23. Mai 2013