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Von Kebab, Kung-Fu und Klischees

am in Kategorie: Laienspiel

Filme wie »Türkisch für Anfänger« oder »Alemanya« haben bewiesen, dass das Verhältnis zwischen Deutschen und Türken auch Stoff für höchst unterhaltsame Komödien bieten kann. Mit »Kebab Connection« will der Theaterkurs des Söderblom-Gymnasiums zeigen, dass auch er dieses Thema ebenso witzig wie gehaltvoll auf die Bühne bringen kann.

Das Stück von Anno Saul, das auf dem gleichnamigen Kinofilm aus dem Jahr 2005 basiert und vor drei Jahren im Grips-Theater in Berlin uraufgeführt wurde, verspricht jede Menge Spaß – gewürzt mit Bauchtanz, Kung-Fu plus Live-Musik und Gesang. Erste Eindrücke vermittelten jetzt die Proben, mit denen die Schüler auf die Premiere am Freitag, 27. Januar 2017, hinarbeiteten.

In »Kebab Connection« geht es um jede Menge Klischees und Vorurteile, um multi- und interkulturelle Konflikte und um Auseinandersetzungen zwischen den Generationen und Geschlechtern. Mit einem Augenzwinkern zeigt die Komödie außerdem die Probleme des Erwachsenwerdens.

Zum Inhalt: Ibo ist ein ganz normaler Deutsch-Türke, aus Sicht der Eltern ein Musterkind. Als Bewunderer von Bruce Lee träumt er davon, den ersten deutschen Kung-Fu-Film zu drehen. Ein Werbespot für den Döner-Imbiss seines Onkels ist ein vielversprechender Auftakt. Sogar eine große türkische Zeitung berichtet davon.

Doch ein Glückskeks verändert sein Leben: »Du bist schwanger« steht auf dem kleinen Zettel. »Das war mein Keks«, sagt seine deutsche Freundin Titzi. Und es war auch kein Witz. Die Schwangerschaft bringt Ibos Leben komplett durcheinander. Sein Vater verstößt ihn.

Die dann folgenden kleinen Szenen machen deutlich, mit welchen Problemen das junge Pärchen zu kämpfen hat: »Hast du schon einmal einen Türken gesehen, der einen Kinderwagen schiebt?«, fragen Titzis Eltern. »Dein Kind wird niemals Baba (Türkisch für Papa) sagen«, zeigen sich auf der anderen die Ibos Eltern enttäuscht. Sein Vater sagt Ibo unmissverständlich seine Meinung: »Du darfst neben einer deutschen Frau einschlafen. Du darfst neben einer deutschen Frau aufwachen. Aber nicht mehr.«

Die Söderblomer Theaterkurse inszenierten in den vergangenen Jahren das Drama »Sophie Scholl« und das bekannte »Dschungelbuch«. »Diesmal wollen wir wieder eine Komödie auf die Bühne bringen«, erklärt Regisseurin und Kursleiterin Bärbel Brandt, die von Janina Stünkel unterstützt wird. 40 Aktive zählt der Theaterkurs. Sie stehen vor und hinter der Bühne, meistern Licht- und Tontechnik, entwerfen und bauen das Bühnenbild, und sind auch für Maske zuständig. Außerdem erarbeiten sie Live-Musik, Kung-Fu-Szenen und Tanzeinlage. »Ich bin froh, dass ich wieder auf die Unterstützung einiger Ehemaliger zurückgreifen kann«, sagt Bärbel Brandt. Dazu zählen unter anderem Anna Nasirov, die für die Choreografien zuständig ist, Henrik Langelahn als musikalischer Leiter und Lukas Riechmann für die Bühnentechnik.

»Mir ist es wichtig, dass sich die Schüler mit den Rollen und der Geschichte identifizieren können«, sagt die Pädagogin. Damit das Stück gleichzeitig glaubhaft und witzig dargestellt wird und der Funke zum Publikum überspringt, verlangt die Regisseurin ein hohes Maß an Konzentration, lässt auch kleine Szenen immer wiederholen, ändert leicht die Regieanweisungen und beobachtet jede Bewegung.

Um Interessierten einen Vorgeschmack auf »Kebab Connection« zu geben, haben die Schüler bereits einen Trailer gedreht. Der Video-Film, der auch am Stand auf dem City-Fest zu sehen sein wird, zeigt, dass sich dieses Stück genauso auch in Espelkamp abspielen könnte.

Espelkamper Zeitung vom 23. September 2016