Spannender Vortrag einer wahren Geschichte
Aktionswoche »Bunt statt schwarz-weiß«: Syrer berichtet 80 Schülern von seiner Flucht
»Flüchtling zu sein ist keine freie Entscheidung, man will das nicht sein. Man wird dazu gezwungen.« Hamed Alhamed ist 28 Jahre alt, kommt aus der syrischen Stadt Deir ez-Zor und lebt seit 2015 in Ennigerloh. Über die Balkanroute ist er zusammen mit seinem Bruder Ahmed nach Deutschland geflohen. Seit zwei Jahren reist er durch Deutschland und erzählt von seiner Geschichte.
Innerhalb der Aktionswoche »Bunt statt schwarz-weiß« in Espelkamp hat er auch das Söderblom- Gymnasium besucht. Nach zwei Stunden multimedialem Vortrag blieb bei den Schülern zweierlei zurück: Bewunderung für den 28-Jährigen, weil er so offen über sein Schicksal berichtete, aber auch Fassungslosigkeit über die Grausamkeiten, die Alhamed genau wie viele Millionen Menschen aus Syrien erleben musste.
Dass Alhamed in Deutschland als Mediengestalter arbeitet, war der Präsentation deutlich anzumerken. Viele Bilder, Grafiken und Videos kamen zum Einsatz, die seine Schilderungen verdeutlichten. Gleich zu Beginn seines Vortrages zeigte er ein kurzes Video aus der Zeit vor dem syrischen Bürgerkrieg. Darin zu sehen: seine Freunde, Familie, Menschen aller Altersgruppen feiern gemeinsam, sind ausgelassen und fröhlich. Dies, so Alhamed, sei früher ein typisches Bild in Syrien gewesen.
Die Menschen dort seinen gesellig, deshalb ist auch er selbst abends immer lange mit seinen Freunden unterwegs gewesen um sich zu unterhalten, gemeinsam zu Essen, Tee zu trinken oder Schischa zu rauchen. Für die Menschen in Syrien seien immer die Familie und die Freunde und das Zusammensein mit ihnen das Wichtigste gewesen.
Auch sonst zeichnet er ein positives Bild von seinem Herkunftsland: die medizinische Versorgung war gut, es gab freie Bildung für alle, viele Universitäten, eine leistungsfähige Wirtschaft – also ein hoch entwickeltes Land.
»Was wir in Syrien hingegen nicht hatten, war das Recht auf freie Meinungsäußerung und Demokratie. « Das sei es gewesen, was auch ihn und seine Freunde, genau wie viele Tausend Menschen zum Demonstrieren gebracht habe. Dass die Regierung das Militär auf sie hetzt, dass bei friedlichen Protesten so viele Menschen getötet und verletzt würden, damit hätten sie nicht gerechnet, sagt Alhamed. »Am Anfang hatten wir Hoffnung. Hoffnung darauf, dass sich für uns etwas verbessert.« Die Situation eskalierte aber. »Nirgends waren wir mehr sicher«, so Alhamed weiter.
Bei seinen Ausführungen über den Bürgerkrieg zeigt er ein Bild. Darauf sind sechs Jugendliche zu sehen, Alhamed ist einer von Ihnen. »Das sind meine besten Freunde. Von den Leuten auf dem Bild bin ich der Einzige, der noch am Leben ist.«
Die Situation in Syrien habe sich für ihn und seine Familie zunehmend verschlechtert. »Wir sterben langsam, weil es keine medizinische Versorgung gibt, kein Wasser, keinen Strom und immer wieder Angriffe.«
Mit seinem Bruder flüchtete er. Seit 2015 lebt Alhamed in Deutschland. Inzwischen macht er eine Ausbildung zum Mediengestalter. Er habe hier immer wieder sehr nette und gastfreundliche Menschen getroffen. Nach Syrien zurückzukehren sei für ihn keine Option.
Mit seinen Vorträgen möchte er um Verständnis für die Situation von geflüchteten Syrern werben. Vor allem aber möchte er mit Hilfe seiner Vorträge helfen, »Mauern zwischen geflüchteten Menschen wie ihm und den Einheimischen zu überwinden und Freunde zu finden.«
Der Artikel ist in der EZ vom 23.03.2019 nachzulesen.