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"Später" oder die vergnügliche Rache der älteren Schwester

Erstellt von Robert Rolf Grundmann am in Kategorie: Kultur

Persönliche Geschichten: Der Literaturkurs der zwölften Klassen des Söderblom-Gymnasiums greift in seiner Elsung "Auf den Spuren des Selbst" Schlüsselerlebnisse auf. Das macht nachdenklich oder amüsiert, wie es Gina Marie Aschemeier gelingt. Und Benjamin Janzen, der gar nicht schreiben könne, lässt seinen Text wortgewandt aus der Reihe tanzen

„The Typewriter“ von Leroy Anderson war die ideale musikalische Klammer, die die sehr unterschiedlichen Texte zusammenhielt, die der Literaturkurs der zwölften Klassen des Söderblom-Gymnasiums für seine Lesung „Auf den Spuren des Selbst“ ausgewählt hatte. Auch wenn wohl keiner der Kursteilnehmer je ein solches mechanisches Schreibgerät benutzt haben dürfte.

Die von den Schülern überwiegend in den Kursen verfassten Geschichten griffen Schlüsselerlebnisse auf, bezogen sich auch mal auf ein Musikstück, drehten sich um Zahlen oder Sport. Es ging um Themen wie Liebe, Freundschaft, Gefühle, Familie, Verlustängste oder auch Beziehungen unter Geschwistern. Auch der Wert von Schulnoten, Leistungsdruck oder der Wunsch perfekt sein zu wollen, fand in den Geschichten Widerhall. In jedem Falle waren sie sehr persönlich, auch wenn manche eher nüchtern klangen. Gelegentlich konnte man noch erahnen, dass auf dem langen Weg zu diesen freien Texten der Besinnungsaufsatz als Zwischenstufe gedient hatte.

Besonderes Vergnügen bereitete dem Publikum Gina Marie Aschemeiers Geschichte „Später“.Darinbreitet sie genüsslich aus, wie sie sich als frische Führerscheinbesitzerin an ihrem jüngeren, aber körperlich überlegenen Bruder rächt, indem sie seinen Wunsch, von ihr gefahren zu werden, mit „später“ beantwortet, dem Wort, das sie immer zu hören bekam, wenn sie den „kleinen“ Bruderumetwas bat. Der saß im Publikum und hatte sich dafür entschieden, sich köstlich zu amüsieren.

Ganz aus der Reihe fiel Benjamin Janzens Text „Schreiben“. Janzen, der nur in den Literaturkurs geraten sei, weil das Musikangebot nicht zu Stande gekommen war, beschrieb darin wortgewandt und elegant, warum er gar nicht schreiben könne. Das Ergebnis stand hier klar im Widerspruch zur Aussage des Textes.

Die von Kursleiterin Bärbel Brandt moderierte Lesung wurde durch weitere Musikstücke der „Söderblom- Strings“ aufgelockert. Musiklehrer Alexander Niemeyer zeigte dabei nicht nur, dass er die jungen Streicherinnen motivieren und führen konnte, sondern neben der Tasten der Schreibmaschine auch die des Klaviers beherrscht.

DIE MITWIRKENDEN

Literaturkurs: Gina Marie Aschemeier, Marika Baganz, Lara Dawurske, Pia Finke, Jules Granneman, Benjamin Janzen, Laura Meier, Joas Pettkau, Annkatrin Rudolph, Fabian Schröder, Andre Sousunow, Marvin Sudmann, Melissa Woschny, Rabea Wuttke

Söderblom- Strings Violinen: Jana Esau, Felicia Habowetz, Pia Isabel Unrau, Sophie Teichrib; Violoncello: Julia Esau

Der Artikel ist in der NW vom 05.04.2019 nachzulesen.