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Schüler des Söderblom-Gymnasiums nehmen am "Crash Kursus NRW" teil

Erstellt von Luise Heitkamp am in Kategorie: Verkehrserziehung

Als Markus Fisahn am Unfallort ankommt, ist es totenstill. Ein Mensch ist im Auto eingeschlossen. Der Notarzt rechnet nicht mit Überlebenden, klettert ins Auto - und hört den Atem des Fahrers. Sofort legt er einen Venenzugang. Da bemerkt er, wie die Atmung des Unfallopfers aussetzt. Als er versucht die Atemwege freizumachen, bemerkt er an seinem Handschuh Blut: die Schädeldecke ist gelöst. "Dieser Mensch ist in meinen Armen gestorben", sagt der Lübbecker Notarzt.

Diese Begebenheit war Teil des Verkehrsprogramms "Crash Kurs NRW", an dem die Schüler der Stufe Q2 des Söderblom-Gymnasiums teilnahmen. Zunächst wurden auf der Veranstaltung Bilder von Autowracks und Kreuzen am Wegesrand gezeigt. In Espelkamp, Hüllhorst, Rahden oder Petershagen waren die Fotos aufgenommen worden.

Dann betraten nacheinander zwei Polizeibeamte, eine Mutter und der Notarzt die Bühne der Aula, um von ihren Erlebnissen mit Verkehrsunfällen zu erzählen.

Eine betroffene Mutter hätte bei einem schweren Verkehrsunfall 2012 beinahe ihren Sohn verloren. "Als ich mitten in der Nacht ins Krankenhaus fuhr, war mir klar, dass ich dort mein sterbendes Kind in den Arm bekomme", berichtete sie. "Tut mir einen Gefallen: Tut es euch, euren Freunden und euren Eltern nicht an, euch so sehen zu müssen."

Wie es ist, Angehörigen die Nachricht vom Tod eines Familienmitglieds überbringen zu müssen, schilderte Klaus Torno. "Das ist das Mieseste, was man als Polizist überhaupt machen muss", sagte er. "Was in diesem Moment in einer Familie zusammenbricht, ist grausam."

Betroffenes Schweigen herrschte in der Aula, als die Redner von der Unmöglichkeit berichteten, die Bilder von einem solchen Verkehrsunfall jemals wieder zu vergessen. "Die abschreckende Wirkung der Vorträge ist wirklich effektiv", meint Michael (17). Manche mussten während der Veranstaltung wegen der lebensnahen Schilderung der Unfallgeschehnisse die Aula verlassen. Für sie standen Gesprächspartner bereit.

Der Crash-Kursus NRW ist ein Projekt der Landespolizei Nordrhein-Westfalen, das dieses Jahr zum vierten Mal an allen berufsbildenden und abiturführenden Schulen im Kreis angeboten wird.

Jugendliche Verkehrsteilnehmer sind überproportional häufig in Verkehrsunfälle verwickelt; in über 50 Prozent der Unfälle sind der Konsum von Alkohol und Drogen, das Nichtanlegen des Sicherheitsgurtes oder überhöhte Geschwindigkeit Grund für den Unfall.

Allen Rednern gemeinsam war das Unverständnis gegenüber dem so sinnlosen Tod Jugendlicher und junger Erwachsener. "Der Tod ist nicht mein Feind. Aber Situationen, in denen junge Menschen wegen so verantwortungsloser Fahrweise sterben, die sind mein Feind", schließt Markus Fisahn.

Emily war besonders von der Perspektive der Angehörigen beeindruckt. "Vor allem die Vorstellung, dass Polizisten nach Hause kommen und erklären, dass der eigene Bruder tot ist, ist mir sehr nahegegangen. Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, vorsichtiger zu fahren", sagt die Achtzehnjährige.

Auch Tim Klopp, Polizeibeamter in Minden, appellierte an die Jugendlichen: "Bevor ihr euch ins Auto setzt, überlegt euch die Folgen, die solch ein Unfall hat - für eure Familie, eure Freunde und die Rettungskräfte."

© 2015 Neue Westfälische, Freitag 20. Februar 2015