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Plötzlich ist alles anders

am in Kategorie: Ausstellungen

„Momentaufnahmen“: Mit einem Fotoprojekt will das Präventionsprojekt „Crash-Kurs NRW“ am Söderblom-Gymnasium für Gefahren im Straßenverkehr sensibilisieren

Momentaufnahme am Straßenrand: ein Holzkreuz im hohen Gras vor einem dicken Baumstamm. Dem Namen nach, der in das Kreuz eingraviert ist, kam hier an dieser Stelle ein junger Mensch zu Tode. Neben dem Namen der Tag des verhängnisvollen Unfalls, noch gar nicht so lange zurückliegend – die Rinde des Baumes weist noch sichtbare Spuren auf. Ein Tag, nachdemauch für die Angehörigen nichts mehr so war und nie wieder so sein wird wie vorher. Von der anhaltenden Trauer zeugen die frischen Blumen am Kreuz.

Diese „Momentaufnahme“ ist Teil einer fotografischen Dokumentation von Weg- und Straßenkreuzen in der Region, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten entstanden ist. An sich waren diese Fotos nicht für eine Ausstellung gedacht – es sind schließlich private und sehr beklemmende Dokumente von Schmerz und Leid, Trauer und individuellem Totengedenken. Doch sind sie für den Vorbeifahrenden, wenn auch vielleicht nur flüchtig wahrgenommen, eine Mahnung, sich der Gefahren bewusst zu werden, die im Straßenverkehr lauern und schlimme Folgen haben können.

Vor diesem Hintergrund hatte sich Michael Wirtz, Kunst- und Religionslehreram Söderblom-Gymnasium, entschlossen, unter Mithilfe seines Kollegen Hannes Senf und der Jahrgangsstufe 10 diese überwiegend von ihm gemachten Fotos für eine Ausstellung aufzubereiten und sie im Rahmen des „Crash-KursesNRW“ zu zeigen.

Der „Crash Kurs NRW“ ist ein Projekt der Landespolizei Nordrhein-Westfalen, das seit Jahren zum festen Schulprogramm des Söderblom-Gymnasiums gehört und in der Stufe 12 verankert ist. Es konfrontiert Jugendliche im führerscheinfähigen Alter mit schweren Unfällen junger Fahranfänger aus der Region. Jugendliche Verkehrsteilnehmer sind überproportional häufig in Verkehrsunfälle verwickelt. Vielfach sind der Konsum von Alkohol und Drogen, das Nichtanlegen des Sicherheitsgurtes, überhöhte Geschwindigkeit oder in zunehmendem Maße Handynutzung während der Fahrt Gründe für schwere Unfälle, immer wieder auch mit tödlichem Ausgang.

Der Weg in die Aula, in der die Veranstaltung stattfand, führte die Schüler durch die Foto-Ausstellung, auch auf der Bühne waren einige der großformatigen Fotos ausgestellt und bildeten die Kulisse für die Erfahrungsberichte der Ersthelfer, die offen über ihre Erlebnisse redeten. Tim Klopp (Polizei), Uwe Jeron (Feuerwehr Espelkamp), Marcus Pansing (Rettungsdienst) und Kirsten Köster (Notärztin) brachten je auf ihre Weise das Unverständnis gegenüber dem so sinnlosen Tod Jugendlicher und junger Erwachsener zum Ausdruck. Dabei geht es nicht darum, Angst zu schüren. Vielmehr sollen die Jugendlichen sensibilisiert werden dafür, wie schlimm die Auswirkungen sein können, wenn man sich alkoholisiert ans Steuer setzt, durch das Handy abgelenkt ist oder viel zu schnell fährt.

Wie immer war die Teilnahme an der Veranstaltung freiwillig und es standen währenddessen und im Anschluss Lehrkräfte für Gespräche zur Verfügung. Nicht für jeden ist auszuhalten, was die Ersthelfer über den Unfallort, über Schwerverletzte oder gar Tote zu berichten haben oder über die traurige Pflicht, die ahnungslosen Angehörigen über die Ereignisse in Kenntnis setzen zu müssen. Aber die Fotos haben sich fast alle angeschaut und waren zumeist tief berührt – diese Eindrücke bleiben hängen.

„Wenn wir nur ein Kind mit dieser Aktion retten“, so die Stufenleiterin der Jahrgangsstufe 12, Petra Brauneck-Godwin, „dann hat es sich schon gelohnt.“

Der Artikel ist in der NW vom 09.04.2019 nachzulesen.