Note eins für den TV-Gottesdienst
Schüler der Birger-Forell-Realschule und des Söderbloms begeistern in der Thomaskirche die Besucher.
In der Kirche ist es ja vor Beginn immer sehr ruhig. Am gestrigen Montag aber war es in der Thomaskirche mucksmäuschenstill, ehe Kantor Roger Bretthauer schließlich mit seinem Orgelvorspiel »Blues durch den Tag« den Gottesdienst zum Reformationstag eröffnete.
Grund für die Stille war, dass die ARD mit einem Fernsehteam in der Thomaskirche vor Ort war, um den Gottesdienst live auf dem Ersten zu übertragen (die ESPELKAMPER ZEITUNG berichtete im Vorfeld mehrfach).
Und sowohl die Besucher in der sehr gut besuchten Thomaskirche wie auch die zahlreichen Zuschauer am Fernsehen durften einen mehr als gelungenen Gottesdienst erleben, der von den Schülern der Birger-Forell-Realschule und des Söderblom-Gymnasiums bestens vorbereitet und gestaltet wurde.
»Ich habe schon ein wenig unruhig geschlafen«, gestand Realschulleiterin Christiane Kreft kurz vor Beginn des Gottesdienstes. Aber sie wie auch Söderblom-Leiterin Christiane Seibel waren sich 100-prozentig sicher, dass ihre Schüler durch die zahlreichen Proben »alles im Griff haben«.
Pfarrer Gerd Höft, der die TV-Leitung der Veranstaltung inne hatte, lobte bereits eine Viertelstunde vor Beginn der Übertragung das Engagement der Schüler. »Ich war gestern bei den Proben dabei und war begeistert.« Er sollte Recht behalten. Denn was die Schüler eine Stunde lang in der Thomaskirche darboten, war ein nicht alltäglicher Gottesdienst, der die Geschichte der Reformation auf zwei Ebenen behandelte - zum einen aus Sicht einer Schülergruppe, die sich im Bus über Religion unterhält. Zum anderen aus Sicht Martin Luthers und wie dieser vom Jura-Studenten zum Mönch wurde.
Ein besonderer Clou der Geschichte war, dass in der letzten Szene beide Ebenen in der Wartburg aufeinandertrafen. Begleitet und aufgelockert wurden die Szenen durch zum Teil selbst geschriebene Lieder von einem Schülerchor, einer Band und Kantor Roger Bretthauer.
Sollten die Schüler von den zahlreichen Kameras, die durch die Kirche geschoben wurden, beeindruckt gewesen sein, so zeigten sie dies jedenfalls nicht. Souverän und mit klaren Stimmen führten sie die Besucher durch ihren sehr kurzweiligen und auch unterhaltsamen Gottesdienst. Beim Schlusslied hielt es die Besucher auch nicht mehr zurück und sie klatschen begeistert im Takt.
Als Überraschung wurde Gerd Höft zudem am Ende noch ein Abschieds-Ständchen gebracht, denn Höft ging mit dieser Live-Produktion in seinen Ruhestand.
Die Schüler und auch die beteiligten Lehrer können mit ihrem TV-Gottesdienst sehr zufrieden sein. Auch die Besucher der Thomaskirche sowie die TV-Zuschauer dürften sich noch länger an diesen außergewöhnlichen Gottesdienst erinnern. Denn der hat gezeigt, dass Kirche, Geschichte und Religion ganz und gar nicht langweilig sein müssen - ganz im Gegenteil. Der Gottesdienst war spannend und unterhaltsam. Und man konnte zu jeder Zeit den Schülern anmerken, dass sie die langwierigen Proben - auch in den Ferien - hierfür gerne auf sich genommen haben. Der langanhaltende Applaus für die überzeugenden Leistungen der Jugendlichen sprach eine eindeutige Sprache.
Espelkamper Zeitung vom 1. November 2011