Im Lübbecker Land lernen schon die Grundschüler digital
Immer wieder heißt es, dass deutsche Schulen im internationalen Vergleich hinterherhinken. Doch sind sie wirklich „abgehängt“?
Gerade ist eine Studie veröffentlich worden, die Deutschland, und vor allem NRW, ein schlechtes Zeugnis in Sachen Digitalisierung der Schulen ausstellt. Die „International Computer and Information Literacy Study“, deren Leitung für Deutschland Birgit Eickelmann von der Universität Paderborn übernommen hatte, bestätigt, dass Internetanschluss und Geräte kaum vorhanden und die Lehrer nicht geschult seien. Im jüngsten Digitalpakt der Landesregierung ist die Rede von einem „Aufholprozess“. Im Lübbecker Land fühlen viele Schulen sich allerdings nicht abgehängt – im Gegenteil.
GRUNDSCHULE PR. OLDENDORF
Hier lernen bereits die Kleinsten, mit der digitalen Welt umzugehen. 30 Tablets gibt es in der Schule, wie Schulleiterin Christina Meese bestätigt. „Die iPads werden im Unterricht von den Kindern für Recherchen genutzt, aber auch für kreative Aufgaben wie Präsentationen“, so die Pädagogin.
SÖDERBLOM-GYMNASIUM ESPELKAMP
In Espelkamp gibt es ein Kontingent von 30 sogenannten Convertibles, Laptops, die zu Tablets umfunktioniert werden können. „Diese können wie früher der Fernsehschrank von den Lehrern jederzeit mit in die Klassen genommen werden“, erklärt Daniel Salloch, Lehrer am Söderblom-Gymnasium, den Umgang mit den Geräten. Alle Klassenräume sind mit einem Beamer ausgestattet. Zusätzlich haben alle Räume einen fest installierten PC und eine Dokumentenkamera, mit der auch auf Papier festgehaltene Aufzeichnungen an die Wand projiziert werden können, sagt Salloch. Der Glasfaseranschluss ist in Arbeit.
STEMWEDER-BERG-SCHULE
Jede Lehrkraft hat ein Laptop, und jeder Schüler ab der 7. Klasse bekommt ein eigenes. Schulleiterin Heike Hachmann ist bewusst, dass das dem Engagement des städtischen Trägers zu verdanken ist. Dieser finanzierte auch die Beamer, mit denen alle Klassenräume ausgestattet sind. „Der Vorteil der Beamer ist, dass wir einfach auf die Bildschirme der Schüler zugreifen und an die Wand projizieren können. Demokratisches Display nennen wir das“, sagt Hachmann. Glasfaseranschluss ist vorhanden.
GESAMTSCHULE HÜLLHORST
Die Gesamtschule setzt auf Whiteboards, interaktive Tafeln, von denen es 40 Stück in der Schule gibt. „Es ist praktisch, die Tafelbilder können vor dem Unterricht vorbereitet und danach abgespeichert und an die Schüler verschickt werden“, nennt Schulleiterin Marina Butschkat-Nienaber einige Vorteile. Und auch mal schnell etwas im Internet nachzuschauen ist kein Problem. In Hüllhorst fehlt bisher der Glasfaseranschluss, trotzdem stellt die Internetverbindung kein Problem dar.
WITTEKIND-GYMNASIUM LÜBBECKE
Auch wenn noch keine Glasfaseranbindung vorhanden und die Datengeschwindigkeit „verbesserungswürdig“ ist, wie Schulleiter Eberhard Hagemeier von seinem Kollegen weiß, dem Medienbeauftragten Sascha Wegener, „können wir uns nicht beklagen“. Hagemeiers Aufzählung der Ausstattung umfasst zwei Informatikräume mit jeweils 16 Plätzen, zwei mobile Laptop-Wagen mit jeweils 15 Geräten, einen in Klassenstärke nutzbaren Laptop-Raum sowie 20 Räume mit großformatigen, interaktiven Touchscreen-Displays. „Im nächsten Jahr sollen 20 weitere Räume mit diesen 84-Zoll-Displays ausgestattet werden“, kündigt Hagemeier an, „das wäre dann fast flächendeckend.“
Die Bereitschaft, den Unterricht digital zu gestalten, ist an allen Schulen hoch. Am Söderblom-Gymnasium, wo die Convertibles von den Lehrern für den Unterricht „reserviert“ werden müssen, seien sie häufig vergriffen, wie Daniel Salloch sagt, so groß sei das Interesse der Kollegen, den Unterricht digital zu gestalten. Alle Schulen sind sich einig, dass die Digitalisierung eine Hilfe im Unterricht ist, sie aber nicht alles ersetzen kann.
„Am Ende des Tages müssen die Schüler trotzdem etwas lernen“, fasst Marina Butschkat-Nienaber zusammen. Obwohl sich keine der befragten Schulen abgehängt fühlt, fällt allen sofort Verbesserungsbedarf ein. Datenschutz spielt eine große Rolle – und die Wartung der vielen elektronischen Geräte. Ein Art Digitalhausmeister würden sie für eine gute Lösung halten. Aktuell läuft die Digitalisierung nach Plan, wie Antje Gieselmann vom Kreisschulamt bestätigt. Die Digitalisierung sei ein Schwerpunktthema in der Region, dem ein hoher Stellenwert eingeräumt und der weiterhin mit Unterstützung der Bezirksregierung vorangetrieben werde.
Der Artikel ist in der NW vom 7.12.2019 nachzulesen.