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»Hier wird Ökumene gelebt«

Erstellt von Cornelia Müller am in Kategorie: Jubiläen

Einen Festakt zum Schuljubiläum gab es Dienstagabend in der Aula. Dabei war auch der gerade restaurierte Steinway-Flügel wieder zu hören – zum Klingen gebracht mit Musik von Mozart, Bach und Debussy durch Anastasia und Xavier Althoff, Matthias Berges, Christoph Heuer und Daniela Geene.

Etwa 200 Freunde und Förderer des Söderblom-Gymnasiums konnte Schulleiterin Christiane Seibel zu dieser Veranstaltung begrüßen. Bezug nehmend auf die Predigt, die der ehemalige sächsische Oberlandeskirchenrat Harald Bretschneider in einem der beiden Festgottesdienste am Vormittag gehalten hatte (wir berichteten), sagte Seibel: »In der Bergpredigt bezeichnet Jesus seine Jünger als das Salz der Erde. Vielleicht darf man den Vergleich wagen, dass Evangelische Schulen das Salz in der Suppe der Schulen allgemein sind. Man lebt miteinander und beeinflusst sich gegenseitig, aber die besondere Würze von gelebtem Glauben bereichert hoffentlich über den eigenen Topf hinaus.«

Dieser Gedanke dürfte ganz im Sinne Nathan Söderbloms, der »Stimme des Friedens aus dem Norden«, wie Altpräses Alfred Buß formulierte, gewesen sein. Buß, selbst ein ehemaliger »Söderblomer«, hielt den Festvortrag über den Namenspatron der Schule. Die Bedeutung Söderbloms für die ökumenische Bewegung und für die Friedensarbeit könne gar nicht hoch genug gewürdigt werden, sagte Buß. Dabei hätte wohl niemand erwartet, dass aus dem Sohn des erweckten »Barfußpfarrers« Jonas Söderblom, aufgewachsen im ländlichen Schweden, einmal ein Mittler zwischen den Konfessionen und Völkern, ein Bischof und Friedensnobelpreisträger werden würde. »An Söderbloms Werdegang lässt sich zeigen: Das Bildungsgeschehen betrifft den ganzen Menschen. Bildung ist ergebnisoffen. Umwege und Irrwege gehören dazu. Bildung braucht Zeit, sie ist nie abgeschlossen, sie hat immer auch eine existenzielle Dimension und führt schließlich zu größerer Freiheit und Selbstbestimmung, zur Übernahme von Verantwortung.“

Lessings »Nathan der Weise« und Nathan Söderblom: Beide hätten hohe ethische Ansprüche, sagte Buß. Doch anders als bei Lessing wurzelten diese Ansprüche bei Söderblom tief in seinem christlichen Glauben. »Wer sich seines Glaubens gewiss ist, der kann auch tolerant sein«, sei Söderbloms Überzeugung gewesen, und in dieser Überzeugung habe er sich unermüdlich für Frieden und Ökumene eingesetzt. Buß schloss mit einem kurzen Ausblick: »Espelkamp ist ohne den Namen und den Geist Söderbloms nicht mehr vorstellbar«, stellte er fest. »Gerade nicht auf dem Hintergrund seiner Zuwanderungsgeschichte.«
»Nathan Söderblom ist uns Aufgabe und Ansporn zugleich«, bestätigte auch Christiane Seibel, die mit Ablauf des Schuljahres in den Ruhestand gehen wird. Mit dem Start der Sekundarschule werde das Espelkamper Schulzentrum ein neues Gesicht bekommen, aber sie sei zuversichtlich, dass hier auch in Zukunft ein Klima der guten Zusammenarbeit und offenen Begegnung herrschen werde, »wo man den anderen nicht erst fragt: ›Was denkst Du?‹, bevor man ihn nett findet.«

Genau darin sehen auch Eltern und Schüler die besondere Qualität ihrer Schule: »Hier wird Ökumene gelebt«, sagte die Schulpflegschaftsvorsitzende Isabel Bartling, »und gegenseitiger Respekt spielt eine wichtige Rolle im Schulalltag. Nicht umsonst ist das Einzugsgebiet des Söderblom-Gymnasiums so groß.« Zu den Schülern, die einen weiten Weg in Kauf nehmen, um hier zur Schule gehen zu können, gehört auch Schülervertreterin Alicia Guderian aus Eickhorst: »Diese Schule ist anders als andere, wegen ihres christlichen Hintergrunds und ihrer sozialen Ausrichtung. Hier herrscht ein echtes Miteinander. Es ist eine tolle Schule.«

Eine, auf die wohl auch Nathan Söderblom selbst stolz gewesen sein könnte.

Espelkamper Zeitung, 11.04.2013