Fünf Tage von Musik begleitet
Fünf Tage Kirchentag in Stuttgart - vier Tage eine Auszeit nehmen vom Alltag und mit mehr als 100.000 Menschen feiern, nachdenken und erleben. NW-Mitarbeiter Felix Gröting, Ehemaliger der Söderblom Big Band begleitete seine frühere Band als Ehemaliger und schrieb jetzt seine Erlebnisse auf.
Meine vier Jahre in der Söderblom Big Band haben mir immer viel Spaß gemacht und ich habe sie sehr genossen. Als schönstes Erlebnis der Zeit dort habe ich bis heute die Fahrt zum Kirchentag nach Dresden 2011 in Erinnerung, einer der Höhepunkte meiner Schulzeit. Deshalb war ich voller Vorfreude auf den diesjährigen Kirchentag in Stuttgart, den ich als Ehemaliger mit der Big Band erleben durfte.
Ich hatte mich schon lange auf die vergangenen Wochen gefreut. Zum einen auf das große Revival zum 30-jährigen Bestehen am Pfingstsonntag, bei dem ich mitgespielt habe. Zum anderen auf den Kirchentag, zu dem die Ehemaligen ebenfalls eingeladen waren. Der Kirchentag vor zwei Jahren in Hamburg war uns leider verwehrt geblieben, da mein Abi-Jahrgang zur selben Zeit mündliche Prüfungen hatte. Die Freude war also in der ganzen Band groß, zum ersten oder erneuten Mal, einen Kirchentag mitzumachen.
Die Fahrt startete Mittwochmittag von der Schweriner Straße, Ehemalige und Abiturienten, die eben noch zusammen gespielt hatten, nisteten sich im Heck des Busses ein. So abseits vom Geschehen ging's richtig rund mit dem Höhepunkt des Königs-Spiels aus dem Werner-Film "Gekotzt wird später". Irgendwann war allen nach Musik. also, die zwei mitgebrachten Akustikgitarren in die Hand genommen und dann gemeinschaftlich Lieder gesungen.
Später als gedacht war Stuttgart erreicht, es folgte ein längerer Fußmarsch zur Bahnhaltestelle. In der Innenstadt war es bereits 23 Uhr. Dieser Abend war gelaufen, doch zumindest war eine grobe Orientierung möglich. Nach einem kleinen Imbiss bei einer amerikanischen Fast Food-Kette im Bahnhof traten alle den Rückweg zur Unterkunft im Stuttgarter Norden an.
Am folgenden Tag noch ein kleiner Auftritt, danach ging's in kleineren Gruppen in die Stadt. Schnell noch ein paar Programmpunkte mitnehmen, etwa den Auftritt des Landespolizeiorchesters oder einen Taizé-Gottesdienst. Von dieser besonderen, sehr musikalischen und spirituellen Gottesdienstform hatte ich vorher viel gehört und war gespannt auf die besondere Atmosphäre. Im Endeffekt jedoch war die Gestaltung einschläfernd und langweilig, anders als in der Vorstellung. Während ein Teil der Söderblomer anschließend zu einem der größten Acts jedes Kirchentages aufbrach, dem Konzert der "Wise Guys", zog es mich zur Urban Brass-Band "Moop Mama", allein schon, um währenddessen noch einen Fuß auf die Erde zu bekommen. Es war ein stimmungsvoller Auftritt auf dem zentralen Schlossplatz, und als dieser vorbei war dauerte es nicht lange, bis ein Meer aus Kerzen leuchtete. Einige tausend Menschen waren für das Abendgebet zusammengekommen, ein einmaliger Anblick. Die Abendandacht am folgenden Abend war jetzt fest programmiert.
Der nächste Tag startete musikalisch, noch vor dem Auftritt in der Sommerrain-Kirche zog es die Espelkamper mit Gitarren und Cajón in die City zum Musik machen. Seinerzeit in Dresden lief es genauso, der Spaß war ähnlich.
Danach ging's zum Auftritt, dafür mussten sich alle weit außerhalb der Innenstadt begeben. Erst war die Befürchtung groß, beim Spiel alleine zu bleiben, doch schließlich kamen doch einige Zuschauer, was alle erfreute.
Anschließend lockte wieder die Innenstadt und ein spontanes kühles Band in einem der Brunnen, wo man sich das Konzert der a capella-Gruppe "Füenf" anhörte. Beim sich anschließenden Abendgebet fühlte ich mich innerlich ruhig und ausgeglichen.
Der letzte Tag sollte der Band gehören. Bereits am frühen Morgen frühstückten alle mit musikalischer Begleitung. So gestärkt begannen die Proben für den eigentlichen Auftritt in der Heilandskirche, wo ein Konzert vor Gleichaltrigen vorgesehen war. Nachmittag und Abend war die Band größtenteils unter sich.
Der folgende Tag war für die Rückreise bestimmt. Es war im Grunde viel zu schnell vorbei, trotzdem kann ich für meinen Teil auf fünf tolle und intensive Tage zurückblicken.
© 2015 Neue Westfälische, Mittwoch 10. Juni 2015
Beachten Sie bitte auch den Artikel der Espelkamper Zeitung vom 10. Juni 2015 (PDF-Download)