Ein Spiel um kulturelle Unterschiede
"Hast du schon mal einen Türken gesehen, der einen Kinderwagen schiebt?" - Titzis Mutter ist schockiert, als ihr ihre 21-jährige Tochter offenbart, schwanger zu sein. Diese und viele weitere interkulturelle Klischees nahm der Laienspielkurs des Söderblom Gymnasiums nun mit dem Stück "Kebab Connection" aufs Korn. Am Freitag war die Premiere in der Aula.
Ibrahim (kurz "Ibo") ist ein mit Migrationshintergrund versehener junger Mann, Martial-Arts-Fan und Hobby-Filmer mit Ambitionen, es zum Profi-Regisseur zu bringen. Patrizia ("Titzi") ist Tochter einer alleinerziehenden Mutter und träumt davon, einmal Schauspielerin zu werden.
Gemeinsam führen sie eine glückliche Beziehung, ohne ein Problem damit zu haben, völlig unterschiedlichen Kulturkreisen zu entstammen. Doch dann der große Schock für Ibo: Seine Freundin ist von ihm schwanger und fest entschlossen, das Kind auch selbst groß zu ziehen.
Nun fangen die Probleme erst richtig an: Sein konservativer Vater Mehmet verstößt ihn.
Weil er sie vernachlässigt, trennt sich auch Titzi von ihm, und seine Film-Karriere stagniert ebenfalls. Von da an krempelt der junge Deutsch-Türke sein Leben um: Erst darf er beim Baby seines Kumpels Valid das Wickeln üben und besucht anschließend Geburtsvorbereitungskurse bei einer Hebamme. Titzi bedankt sich, indem sie die Beziehung wieder aufleben lässt.
Als sich zuletzt auch noch Vater Mehmet dazu besinnt, Ibo als Sohn wieder anzunehmen und dessen deutsche Freundin als Teil der Familie zu akzeptieren, ist für Ibo alles wieder gut. Mehr noch: Titzi bringt eine gesunde Tochter zur Welt, und mit einem freudigen Fest feiern Deutsche und Türken gemeinsam die Hochzeit der jungen Eltern.
Sehr unterhaltsame und zugleich skurrile Unterbrechungen der Haupthandlung zeigten dabei zuvor vor allem den Wettkampf zwischen Ibos Onkel Ahmet (dem "King of Kebab") und Kirianis, Wirt der "Taverna Bouzouki".
Den Streit darüber, wer das bessere kulinarische Angebot auf dem Kiez vorhält, scheint Ibo mit zwei kampfkunsthaltigen Werbefilmen zu Gunsten seines Onkels zu entscheiden. Die folgende Ouzo getränkte Runde Sirtaki, aber auch viele weitere kleinere und größere Anspielungen auf kulturelle Vorurteile und die Popkultur strapazierten die Lachmuskeln des Publikums dabei mehr als nur einmal.
Gelungenes Stück, das beim Zusehen schlicht Spaß macht
Unter der Gesamtleitung von Bärbel Brandt und Janina Stünkel ist den Abiturienten erneut ein Stück gelungen, das beim Zusehen schlicht Spaß macht.
Am Freitag schlüpften Imran Herrmann und Lea Schumacher in die Hauptrollen; alternativ tun dies Robert Kokorev und Tabea Sens. Till Westpfahl brilliert auf der Bühne als Mehmet und Bruce Lee, während auch Erlind Shala in seiner Rolle als Onkel Ahmet aus dem Ensemble hervorragt.
Weitere Familienmitglieder spielen Lara Hilker als Titzis Mutter, Kira Feiland als Ibos Mutter, Doreen Weßler als dessen Schwester und Kevin Eickmeier als Cousin Ozgür. Simon Dück und Lukas Bleckmann teilen sich die Rolle des Kirianis, Luisa Steinmeier und Rilana Schütte spielen dessen Tochter Lizza im Wechsel, während Letztgenannte abwechselnd mit Lara Hilker auch als Nichte Stella auf der Bühne steht.
Tim Krüger und Marek Sommerfeld sind als Ibos Kumpel Valid zu sehen, Nina Cramer mimt Titzis Freundin Nadine. Diverse Kurzrollen werden von Tabea Sens, Nina Cramer, Laurine Lückemeier, Angelina Derksen und Rilana Schütte verkörpert.
Drei Choreographien werden von Angelina Derksen, Laurine Lückemeier, Jenny Plett, Marek Sommerfeld, Luisa Steinmeier, Shanice Ukiri, Doreen Weßler, Rilana Schütte, Lara Eileen Israel und Till Westpfahl auf die Bühne gebracht. Kreiert wurden diese von Anna Nasirov und Viktoria Nachtigall, Angelina Derksen coachte ihre Mitschülerinnen hierfür.
Angeleitet von Lukas Riechmann und Tim Steinweg bauten Katharina Brinkhoff, Tim Krüger, Niklas Wildemann, Jennifer Keller, Shanice Ukiri und Arne Biesewinkel das Bühnenbild und kümmerten sich um die Technik, während Larena Rehling, Stefanie Ugrovat, Lara Eileen Israel, Katharina Schütte und Alicia Lammersiek mit Annemarie Zeller und Michaela Mech Kostüme schneiderten und die Akteure schminkten. Maja Brammeier, Lara Hilker, Lisanne Hüsemann, Katharina Schütte, Tabea Sens und Nina Cramer arbeiteten im Management, Michelle Helmig und Jenny Plett standen als Regieassistenz ihren Lehrerinnen zur Seite.
Unter der Leitung von Henrik Langelahn untermalte die "Döner-Combo" das gesamte Stück mit passenden Klängen. Simon Dück, Leonie Horstmann, Alicia Lammersiek, Marek Sommerfeld, Charlotte Stork und Esther Lattorf waren als Instrumentalisten im Einsatz, während Michelle Helmig, Tabea Sens, Nina Cramer, Till Westpfahl und Lukas Bleckmann sangen.
© 2017 Neue Westfälische, Dienstag 31. Januar 2017