Die Friedensstimme des Nordens
Still, dabei doch sehr feierlich und vor allem voller Harmonie verlief die Feier zum 60. Geburtstag einer der bedeutendsten schulischen Einrichtungen der Region: dem Söderblom-Gymnasium. Dienstagabend versammelte sich denn auch viel Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur in der Aula, um sich mit Altpräses Alfred Buß einen gut gelaunten Festredner anzuhören, der sich intensiv mit dem Namenspatron „seiner“ eigenen Schule auseinandergesetzt hatte.
Obwohl die Rede eine gute Stunde dauerte, wirkte sie zu keinem Zeitpunkt langweilig, wurde sie denn auch mit einigen humorvollen Zitaten des hohen evangelischen Geistlichen gewürzt. Gerne habe er die Einladung und der Bitte von Schulleiterin Christiane Seibel entsprochen, nach Espelkamp zu kommen und sich mit dem Schulpatron zu befassen.
Dieser stand denn auch Dienstagabend im Mittelpunkt der interessanten Erläuterungen, durch entsprechende Beleuchtung und Blumenschmuck auch optisch herausgestellt. Ein weiterer wichtiger Hingucker war der frisch renovierteSteinway-Flügel, dessen teure Überarbeitung nur durch die großzügigen Spenden verschiedenster Unternehmen möglich wurde. Drei Mal konnte man das hervorragende Instrument an diesem Abend hören. Sein wohltuender warmer Klang erfüllte schnell die gesamte Aula. Anastasia und Xavier Althof spielten zwei Mozart-Sonaten, Matthias Berges zwei Bach-Stücke und die beiden Musikpädagogen Daniela Geene und Christoph Heuer interpretierten Debussy am Flügel.
In ihrer Begrüßungsrede bedankte sich Schulleiterin Seibel für das Geburtstagsgeschenk zum 60., den renovierten Steinway-Flügel. Sie griff das Bibel-Zitat: „Ihr seid das Salz der Erde“ auf und deutete ihn ein wenig auf die Schulsituation um. „Ihr hier seid das Salz in der Suppe der Schulen allgemein.“
Besonders an den christlichen Schulen wie beim Söderblom-Gymnasium oder auch an der Schwesterschule der Birger Forell-Realschule würde der Glaube gelebt. Sie lebten vom Einsatz von Schülern, Eltern und den Lehrerinnen und Lehrern gleichermaßen.
Altpräses Buß baute sein Abitur 1967/68 an der „noch jungen Schule“. „Aber auch ich war natürlich damals noch deutlich jünger“, so der gut gelaunte Ehemalige. Er dankte Schulleiterin Seibel für den Auftrag. „Erst jetzt ist es mir richtig gelungen, mich diesem berühmten Menschen Nathan Söderblom zu nähern und sein Leben richtig zu beleuchten“, freute sich Buß.
Er würdige den Namenspatron, Religionswissenschaftler, ökumenischen Brückenbauer und Friedensnobelpreisträger in einem in vier Teilen gegliederten Vortrag: Der Namenspatron – Rückblick und Würdigung; Bildungsgeschehen – am Beispiel Nathan Söderbloms, Nathan der Weise – Religionen und Toleranz sowie (kurz beleuchtetet): Espelkamp und Söderblom – ein Ausblick.
Söderblom sei seiner Zeit weit voraus gewesen, so Buß. So habe er bereits 100 Jahre vor Gründung des Weltkirchenrates diese Vorstellung gehabt und noch während der Kriegszeit als Erzbischof von Schweden zu einer Weltversammlung der Kirchen eingeladen. Bereits 1916 hatte Söderblom zum ersten Mal die Zielvorstellung der Vereinigten Staaten von Europa– in einer Zeit, als sich viele Staaten noch hasserfüllt in Schützengräben mitten in Europa gegenüberstanden und sich Völker gegenseitig umbrachten.
In einer Zeit als selbst Söderbloms eigene Studenten am Virus des Imperialismus und Nationalismus erkrankt waren habe er „nie aufgegeben, als warnende pazifistische Stimme des Nordens vor Krieg und Zerstörung zu warnen“.
Söderblom sei ein Mensch gewesen, der eine „eiserne Selbstdisziplin“ besessen und außerdem „höchste ethische Ansprüche an sich und andere stellte“. Birger Forell, der beim Aufbau von Espelkamp einmal so bedeutend werden sollte, war einer seiner Schüler. Und so habe sich die weltmännische, tolerante und integrative Haltung des berühmten Schweden später einmal beim Aufbau der zivilen Stadt, die auf alten Munitionsanlagen entstand, wieder gezeigt.
© 2013 Neue Westfälische, 11. April 2013