Bundestagswahl 2013: Schüler fragten - Politiker antworteten
Am Ende waren die Bundestagskandidaten vor allem eines: geschafft. Und in dieser Frage gab es eine große Koalition von CDU, SPD über Grüne, Piraten bis hin zur Linkspartei. Ansonsten waren die Antworten von Steffen Kampeter (CDU), Achim Post (SPD), Burghart Grote (Grüne), Alexander Jäger (Piraten) und Nadja Bühren(Die Linke) schon sehr unterschiedlich. Die Fragen stellten Schülerinnen und Schüler der Stemwederbergschule, des Gymnasiums Rahden und des Söderblom-Gymnasiums Espelkamp. Sechseinhalb Stunden wurden die Politiker von acht Uhr morgens an in den genannten Schulen so richtig "gelöchert".
Mit Ausnahme des liberalen Vertreters, Andreas Eickmeier, der beruflich verpflichtet war, hatten alle Kandidaten sofort zugestimmt, als sie von Lars Schulz vom Life House in Stemwede-Wehdem gefragt wurden, am so genannten "Speed-Dating" teilzunehmen. Und so funktioniert's: Es werden fünf Thementische gebildet, an dem sich die Schüler niederlassen. In Rahden gab es einen zweiten Kreis um jeden Tisch, an dem Zuhörer sitzen, die aber nicht in das Gespräch eingreifen durften. An jedem Tisch beträgt die Gesprächszeit zwölf Minuten plus eine Minute, um eine Ausführung zu beenden. Dann werden die Tische gewechselt.
Lars Schulz zeigte sich mit dem Verlauf des Tages sehr zufrieden. Besonders an der Stemwederbergschule war das Interesse sehr hoch. 170 Schüler nahmen am Speed-Dating teil, in Rahden waren es 70 Schüler und am Schluss am Söderblom-Gymnasium - hier war um 14.30 Uhr Schluss - immerhin noch gut 50 Schüler. "Es ist von uns als ein Angebot an die Jungwähler gedacht, in direkten Kontakt mit den Politikern zu kommen", sagt Schulz im Gespräch mit der NW. Dies sei für alle Seiten "sehr gerecht" Jannik Ratermann und Natali Kalinowski vom Söderblom-Gymnasium nahmen das Angebot des Life Houses gerne an, mit ihren Politikern zu diskutieren. Ob sie denn auch zur Bundestagswahl gingen und sich nach der Veranstaltung für eine Partei entschieden hätten? Jannik hatte sich bereits im Vorfeld für eine Partei erwärmt und wurde in seiner Wahl bestätigt. "Natürlich gehe ich hin." Natali hat sich erst durch das Speed-Dating klar positionieren können. "Jetzt weiß ich, was und wen ich zu wählen habe." Beide fanden das Speed-Dating eine "tolle Geschichte, weil man da sehr nahe an die Politiker herankommen kann". Es gab aber auch viel Kritik: "Einige hatten überhaupt keine Ahnung, wenn wir sie etwas gefragt haben", stellten beide fest. Vor allem bei der Außen- oder auch Finanzpolitik entdeckten sie bei dem ein oder anderen "große Lücken". Und was sie bei allen feststellten, war die Tatsache, dass es "immer wieder Worthülsen gab und so das typische Politiker-Gerede, das wir auch vom Fernsehen her kennen", so die beiden.
Recht heftig ging es zuweilen an den einzelnen Tischen zu. Immer wieder wurden ganz bestimmte Fragen gestellt. Beispielsweise die nach den Studiengebühren. Ob es die Politiker gut finden, dass in NRW keine Gebühren erhoben werden? Sehr unterschiedlich waren die Antworten. Steffen Kampeter sieht darin eine Verschlechterung und Ungleichbehandlung gegenüber dem Handwerk und wünscht sich die Wiedereinführung. Kollege Achim Post von der SPD sieht das naturgemäß völlig anders.
Einigkeit herrschte dagegen bei der Frage, ob Drogenkonsum legalisiert werden solle. Da schlug den Jugendlichen ein klares Nein entgegen. Ebenso die Meinung des Großteils der befragten Politiker bezüglich der Wahrnehmung von Alkohol-, und Nikotinsucht. Auch dies seien Drogen und dürften nicht mehr gesellschaftlich akzeptiert werden.
In der Energiepolitik fordert Achim Post ein großes Industrieministerium, wenn die SPD in die Regierungsverantwortung kommen sollte. Steffen Kampeter zur Frage nach einem NPD-Verbot: "Ein Verbot könne nur das letzte Mittel sein. Es wäre doch eine Katastrophe, wenn uns dann das Bundesverfassungsgericht dazwischengehen und dieses Verbot wieder aufheben würde. Das wäre doch für alle demorartischen Parteien eine Katastrophe".
Zum Schluss zogen die Kandidaten ein persönliches Resümee. Piraten-Vertreter Alexander Jäger wünscht sich vor allem, dass alle zur Wahl gehen. "Jeder darf wählen, was er möchte." Steffen Kampeter stellte fest, dass er noch viel gelernt habe und dies mit in die Politik nehmen werde, um "Politik für Menschen zu machen".
Besonders der direkte Kontakt habe ihm sehr gefallen . "Zuerst war ich sehr skeptisch, es war auch sehr anstrengend aber auch irgendwie toll." Nadja Bühren stellte fest, dass es auch viele Fragen gegeben habe, die sie nur schwer beantworten konnte. Sie appellierte an alle Jugendlichen unbedingt wählen zu gehen. Achim Post freute sich, wieder einmal in seiner alten Schule gewesen zu sein.
Er stellte fest, dass die Schüler heute erheblich mehr Druck aushalten müssten als sie seinerzeit. "Die Debatten haben mir Spaß gemacht. Ich habe viel von Euch gelernt und Ihr vielleicht auch von uns." Burghard Grote rief dazu auf, unbedingt die demokratischen Parteien zu wählen. "Jede Stimm, die nicht abgegeben wird, geht nach rechts."
© 2013 Neue Westfälische, Freitag 05. Juli 2013