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Bissiger Witz im Verwirrrspiel

Erstellt von Anna Winkelmann am in Kategorie: Laienspiel

Söderblom-Laienspieler zeigen »Geliebte Aphrodite« von Woody Allen. »Das Leben ist unglaublich. Schön, traurig, wunderbar.« Doch um dieses zu erfahren, muss man vor allen Dingen ein Mensch sein, und nicht ein griechischer Gott, der versucht, ein wenig das Leben der Menschen zu lenken.

Das Laienspiel des Söderblom Gymnasiums hat eben dieses und präsentierte menschliche Irrungen und Wirrungen in seinem neuen Stück »Geliebte Aphrodite« von Woody Allen gezeigt. Zum Auftakt flatterte ein herrlich bunter griechischer Chor auf die Bühne und nahm das Publikum mit auf eine »Reise ins Land der Sagen und Mythen. Geschichten wie die des Achilles und des Ödipus sind genauso tragisch wie zeitlos«, erzählte der Chorführer, grandios gespielt von Bent Grote.

Bei diesem Thema, so müsste man meinen, darf es an nötigem Ernst nicht fehlen. Mit bissigen Witzen begleitete der Chor dann jedoch das mindestens genauso tragische Schicksal des Lenny Weinrib (Ricardo Bölk) in New York.

Der ruhige Sportjournalist führt mit seiner Frau Amanda (Thabea Kampe) ein überschaubares Leben. Bei einem Restaurantbesuch mit Freunden lässt diese jedoch die Bombe platzen:»Lenny, lass uns ein Kind haben.« Doch sie hat keine Zeit für eine Schwangerschaft und hat deswegen schon eine Adoption in die Wege geleitet. Lenny ist überrumpelt und schockiert.

Nicht viel später jedoch, als der frisch gebackene Papa stolz seinen Sohn Max in den Armen hält, fängt Lenny an zu grübeln wer wohl die Eltern des kleinen Jungen waren. Als dann auch noch Amandas Chef und Galerist Jerry Bender (Maximilian von der Recke) immer mehr seine Zuneigung zeigt und an Lennys und Amandas Ehe rüttelt, fasst Lenny einen Entschluss, Er will MaxÔ Eltern finden.

Es entwickelt sich eine turbulente Geschichte zwischen Liebe und Eifersucht, in deren Mittelpunkt die Prostituierte Linda Ash (Anna Bröderhausen) steht. Die Akteure zeigten ein sehr schönes Zusammenspiel. Harmonisch fügten sich der griechische Chor, in Ratgeberfunktion, die Band »The Mighty Aphrodites« und das New Yorker Ambiente zusammen.

Der Zuschauer konnte sich gut in das Geschehen einfinden. Ortswechsel wurden durch neue Requisiten vor dem weißen Bühnenhintergrund vollführt, unnötige Gegenstände verschwanden hinter drehbaren Bühnenelementen. Eine genauso pfiffige Idee, wie den griechischen Chor auf der linken Seite der Bühne in einem griechischen Theater sitzen und alles kommentieren zu lassen. Das führte natürlich immer wieder zu lautem Gelächter aus dem Publikum. Abgerundet wurde das Ganze durch die selbst geschneiderten Kostüme und selbstgewählte Musiktitel wie »We Are Family«, »Love Is In The Air« und »Love Is The Message«.

Wieder einmal ist es dem Laienspielkurs unter der Leitung von Bärbel Brandt und Andreas Ferling gelungen, ein vielschichtiges und dennoch unterhaltsames Stück auf die Bühne zu bringen. Besonders die musikalische Leistung der eigens für das Stück einstudierten Songs ist beachtlich. Am Ende, nach Verkupplungsversuchen und Eskapaden, versöhnen sich Amanda und Lenny dann doch wieder. Beide haben bei ihrem Seitensprung gemerkt, dass sie den anderen noch lieben. Ende gut, alles gut? Nein, denn Linda erwartet nun ein Kind von Lenny. Doch der weiß nichts davon. Sie treffen sich nach Jahren ein einziges Mal auf dem Weihnachtsmarkt wieder. Dass dieses Stück keine antike Tragödie, sondern eine moderne Komödie ist, wurde dem Zuschauer spätestens beim abschließenden Satz klar. Denn nun, so sagte der Chorführer, hätte jeder das Kind des Anderen, und wisse nichts davon.

Während sich das Publikum mit stehenden Ovationen für die gelungene Unterhaltung bedankte, überreichte Schulleiterin Christiane Seibel ein kleines Dankeschön an die Truppe und verabschiedete die stolzen Schauspieler mit einem Zitat aus dem Stück. »Ihre Syntax war wunderbar.«

Die Zusatzvorstellung wird am Sonntag, 13. Februar, um 18 Uhr aufgeführt. Karten gibt es an den Vorverkaufsstellen Lienstädt und Schürmann, in der Bücherstube in Lübbecke sowie an der Abendkasse.

Espelkamper Zeitung vom 07.02.2011