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Uraufführung einer Rockoper
Espelkamp (WB). Der Aufwand, den die Theaterkurse des Söderblom-Gymnasiums betreiben, ist immer wieder immens. Der eigene Anspruch und der des Publikums sind inzwischen recht hoch. Doch das aktuelle Projekt dürfte wohl alle bisherigen Produktionen noch toppen. Der Kursus arbeitet derzeit die »Romeo und Julia - eine Rockoper«. Es wird die Uraufführung einer musikalischen Bearbeitung des Bonner Komponisten Giorgio Siantis.
»Grund für die besondere Produktion ist, dass es ein besonderes Schuljahr ist. Einerseits haben wir einen Doppeljahrgang aus den ersten G8- und den letzten Abiturienten mit 280 Schülern. Zum anderen feiert das Gymnasium 2013 sein 60-jähriges Bestehen«, sagte Schulleiterin Christiane Seibel. Anlässlich des Vorverkaufsstarts beim City-Fest war sie mit Bürgermeister, Sponsoren und Presse zu einer ersten Kostprobe des Stückes eingeladen.
Schon die Zahlen sind beeindruckend: Mehr als 30 Schauspieler sind unter Gesamtleitung von Bärbel Brand auf der Bühne aktiv, unterstützt in Sachen Choreografie von Anna Nasirov. 16 Musiker bilden die Band, denn es wird alles live gespielt und gesungen, musikalisch geleitet vom ehemaligen Söderblomer Henrik Langelahn. Hinzu kommen drei weitere Gruppen. Eine entwirft und baut unter Leitung von Lukas Riechmann das Bühnenbild. Annemarie Zeller ist für die Gruppe verantwortlich, die alle Kostüme selbst entwirft und schneidert. Hinzu kommt eine Management-Gruppe, die für Ticketvorverkauf, Öffentlichkeitsarbeit und vieles mehr zuständig ist. Einblicke in die Arbeit zeigte ein Trailer, den die Schüler vorführten. Dessen professionelle Machart deutete bereits die hohen Qualitätsansprüche an.
Insgesamt arbeiten 70 Espelkamper Abiturienten daran, »Romeo und Julia - Eine Rockoper« auf die Bühne des Neuen Theaters zu zaubern. Denn für ein Projekt dieser Größe bietet die Aula weder die räumlichen noch die technischen Voraussetzungen.
Zur Präsentation war am Dienstagabend auch der Komponist Giorgio Siantis persönlich nach Espelkamp angereist. »Ich habe das Libretto zu meiner Rockoper in nur zehn Tagen geschrieben, nachdem ich 1998 die großartige Übersetzung von Thomas Brasch gelesen hatte. Danach habe ich anderthalb Jahre lang die Musik komponiert«, sagte Siantis, der sagte, er sei ein Freund des »modernen europäischen Musicals«. Klassiker wie »Jesus Christ Superstar« und »Tommy« von The Who seien für ihn der Grund gewesen, für sein Werk lieber den Begriff Rockoper zu verwenden als den des Musicals. Da ein französischer Komponist kurz vor ihm mit mäßigem Erfolg ein »Romeo und Julia«-Musical herausgebracht hatte, sei Siantis Werk bislang unaufgeführt geblieben. »Die Anfrage von Bärbel Brand kam für mich wie aus dem Nichts.«
»Zuerst habe ich schon geschluckt, als ich hörte, dass es mit jungen Amateuren aufgeführt werden soll« , gibt er zu. Insbesondere rhythmisch sei die Musik sehr anspruchsvoll. »Das mag an balkanesken Einflüssen und meiner griechischen Herkunft liegen.« Inzwischen sei er beeindruckt, wie die jungen Musiker sich die komplizierten Rhythmen wie 13/8-Takte erarbeitet hätten. Jetzt sei er ganz begeistert von der »Leidenschaft und Unbefangenheit«, mit der sich die Espelkamper Musiker und Schaupieler seines Stücks angenommen haben. In mehreren Kostproben stellten die Schüler unter Beweis, dass sie seit dem Beginn des vergangenen Schuljahres schon viel geleistet haben.
Band und Darsteller wussten bei der Prologszene und einer Auseinandersetzung zwischen den Montagues und den Capulets zu überzeugen. Zudem sangen die beiden Julias (Mirjam Sophie Kleimann und Katharina Borgmann) beim Lied »Ewig Dein« ausnahmsweise einmal ihren Part unisono. Romeo und Julia sind die einzigen Rollen, die doppelt besetzt sind. Giorgio Siantis sagte zu den Schülern über ihr gemeinsame großes Ziel: »Wir alle sollten es genießen. Es wird ein Erlebnis, dass wir alle sicherlich nie vergessen werden.«
Weil der Komponist aus Bonn kommt, geben die Espelkamper sogar zwei Gastspiele im Bonner Brückenforum.
Espelkamper Zeitung vom 20. September 2012
Siehe auch: Laienspiel