Nachrichten-Archiv

Shakespeare-Evergreen als Rock-Oper

Erstellt von Ralf Kapries am in Kategorie: Laienspiel

Espelkamp. Pech für Giorgio Siantis: Als er seine Rockoper „Romeo und Julia“ herausbringen wollte, war ihm ein anderer schon zuvor gekommen. Glück für die Söderblomer Laienspieler: Sie können jetzt eine Uraufführung herausbringen.

 

Es gibt gleich zwei Anlässe für das Mammutprojekt, an dem insgesamt rund 70 Schülerinnen und Schüler beteiligt sind, wie Schulleiterin Christiane Seibel erläuterte.

Zum einen gehen wegen einer Schulreform in diesem Jahr zwei Abschlussjahrgänge zugleich ins Abitur. Zum anderen wird das Söderblom-Gymnasium in diesem Jahr 60 Jahre alt. Und schließlich und endlich hatte Kursleiterin Bärbel Brandt einfach eine „gute Nase“ beim Aufspüren des Stückes, an dem Giorio Siantis lange gearbeitet hat. „Zehn Tage brauchte ich für das Libretto, anderthalb Jahre für die Komposition“, sagte Siantis, der sich von der Sprache Shakespeares in der Übersetzung von Thomas Brasch außerordentlich fasziniert zeigte. Aus Respekt vor dieser Glanzleistung und auch weil es stellenweise zu kitschig werden könnte, lässt er manche Textstellen sprechen und unterlegt sie lediglich mit Musik. Ansonsten ist er ganz hingerissen von der Rhythmik, die nach einer modernen Vertonung verlange.

Leider kam ihm die Idee ein wenig spät, so dass ein anderer ihm bei der Veröffentlichung zuvorkam.

Für die nächsten Jahre war sein Stück für die Bühnen „tot“ – „das hatten wir ja gerade“," hieß es überall.

Insgeheim aber klingt durch, das Siantis seine Komposition für die bessere hält, vor allem, weil sie weniger kitschig sei. Auch die derben Albernheiten, die Shakespeare einbauen musste, um auch das einfache Volk in sein Globe-Theater zu locken, hat er gestrichen: „Die sind heute peinlich“. Natürlich wünscht er sich eine erfolgreiche Uraufführung, aber seinen Akteuren ruft er zu: „Genießt es. Es wird ein unvergessliches Erlebnis!“

Geprobt wird in der Schulaula aber auch schon im Theater. Wegen der Größe des Projektes und der fehlenden technischen Gegebenheiten finden die Aufführungen nicht wie sonst üblich in der Schulaula des Söderblom statt, sondern im Neuen Theater Espelkamp.

Die Stadt Espelkamp und das Volksbildungswerk haben die Möglichkeit freundlicherweise eröffnet. Regie und Gesamtleitung hat wieder Bärbel Brandt, die musikalische Leitung Henrik Langelahn, der seiner Band schon hervorragend die komplizierte Rhythmik der Rock Oper beigebracht hat.

Diese wird unterstützt durch Henning Lübking (Trompete) und Marcel Barlach (Gitarre). Die Choreografie übernahm Anna Nasirow. Die Titelrollen sind mit Moritz Hoffmeyer und Pascal Matuszczak als Romeo und Katharina Borgmann und Mirjam Sophie Kleimann als Julia doppelt besetzt. Zur besseren Unterscheidung werden die Capulets in ihrer Kleidung stets etwas Rotes, die Montagues etwas Blaues tragen.

Die Premiere ist für den 31. Januar 2013 im Neuen Theater Espelkamp vorgesehen. Drei weitere Aufführungen sollen am selben Ort am 1., 2. und 3. Februar folgen.

Der Kartenvorverkauf beginnt am kommenden Wochenende beim Cityfest. Zwei weitere Aufführungen sollen am 16. und 17. März im Brückenforum in Bonn stattfinden. Auf diese Weise möchten die Söderblomer ihre enge Zusammenarbeit mit dem dort lebenden Komponisten auch dem Bonner Publikum zeigen und so ein „Stück Espelkamp“ ins Rheinland bringen.

Neue Westfälische vom 20. September 2012

Siehe auch: Laienspiel