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Publikum feiert Uraufführung von »Romeo & Julia - eine Rockoper« mit Ovationen

Erstellt von Cornelia Müller am in Kategorie: Laienspiel

»Auf nach Verona!«, heißt es zur Zeit im Neuen Theater. Der Theaterkurs des Söderblom-Gymnasiums führt dort noch bis zum 4. Februar die Rockoper »Romeo und Julia« auf. Am Donnerstag fand die Premiere statt, die gleichzeitig die Auftaktveranstaltung zum 60-jährigen Schuljubiläum des Söderblom-Gymnasiums war. Der Komponist Giorgio Siantis freut sich über den Erfolg seiner Rockoper.

Die Handlung von Shakespeares »Romeo und Julia« ist weithin bekannt: Sohn und Tochter zweier verfeindeter Familien verlieben sich ineinander. Sie heiraten heimlich und stehlen sich eine einzige gemeinsame Nacht, die viel zu schnell vorbei ist (»Es war die Nachtigall und nicht die Lerche«). Am Ende sterben sie einen tragischen Tod.

Der Komponist Giorgio Siantis hat daraus eine Rockoper gemacht. Wohlgemerkt: Eine Rockoper, kein Musical, mit nicht immer eingängigen Melodien, komplizierter Rhythmik, schwierigen Harmonien. Leicht zu singen war das nicht, deshalb kann man die Leistung der jungen Laienspieler, die ja alle keine ausgebildeten Sänger sind, gar nicht hoch genug einschätzen. Selbstbewusst haben sie sich den Herausforderungen gestellt und sie so gut gemeistert, dass besonders die Hauptdarsteller Moritz Hoffmeyer und Katharina Borgmann sowie Jan-Frederic Borgmann als Bruder Lorenzo mehrfach und verdient Szenenapplaus für ihre Partien bekamen.

Siantis hat das immer ein bisschen kitsch-verdächtige Shakespearestück mit modernen Klängen deutlich geerdet. Das war ein großes Plus seiner Rockversion und ganz im Sinne der Übersetzung von Thomas Brasch, die der Komponist für sein Libretto zugrunde gelegt hat. Schade allerdings, dass man von diesem Libretto nur wenig mitbekam. Denn die fetten Rock-Riffs, mit denen Siantis viele Dialoge unterlegt hat, sorgten leider dafür, dass die Darsteller einen Großteil des Stücks gegen die Musiker anschreien mussten. Und darunter litt nicht nur die Textverständlichkeit, sondern auch das Schauspielerische.

Um so mehr schlugen die Passagen in den Bann, in denen Handlung und Musik wirklich eine Einheit bildeten: Wenn die jungen Heißsporne der Capulets und Montagues mit dem Degen aufeinander losgingen. Wenn Romeo und Julia ihre Sehnsucht nach einander besangen. Wenn beide Familien entsetzt vor den toten Kindern standen. Dann zogen die Söderblom-Schüler alle Register ihres Könnens und erfüllten die Shakespeare-Charaktere mit Leben: die rustikale Amme (Laureen Wollter), den draufgängerischen Mercutio (Emil Schiegnitz), den blasierten Grafen Paris (Marcel Kutsch), der für sein hämisches Lachen sogar einen Extra-Applaus erhielt, und nicht zuletzt die beiden jungen Verliebten, Romeo und Julia.

Das ganze Ensemble, das sich aus einem Doppeljahrgang zusammensetzte, spielte unter der Regie von Bärbel Brandt wie aus einem Guss und hinterließ einen genauso hervorragenden Eindruck wie das von Henrik Langelahn geleitete 14-köpfige Orchester. Auch das Team im Hintergrund verdient ein dickes Lob für Bühnenbild, Kostüme und Lichttechnik.

Das alles gefiel nicht nur den Zuschauern, die am Schluss allen Mitwirkenden lautstark und ausdauernd Applaus spendeten. Selbst der Komponist Giorgio Siantis war von dieser Uraufführung seiner Rockoper so angetan, dass er sich vor dem gesamten Ensemble auf der Bühne verneigte. Ein schöneres Kompliment kann sich der Söderblom-Theaterkurs kaum wünschen.

Espelkamper Zeitung vom 2. Februar 2013