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Kursfahrt des Geschichtsleistungskurses (Abitur 2015) nach Krakau-Auschwitz

Erstellt von Freia von Nordeck und Elisabeth Müller-Prunsche am in Kategorie: Gesellschaftswissenschaften

Vor etwa einem Jahr wurde im Geschichtsleistungskurs der damaligen Stufe Q1 (Abitur 2015) das Ziel der Kursfahrt im September 2014 besprochen. Dabei wurde der Vorschlag, erstmalig für das Söderblom-Gymnasium eine Lk-Fahrt ins polnische Krakau zu machen, mehrheitlich angenommen.

Von dieser Entscheidung waren zunächst nicht alle begeistert. Zum einen gab es Vorurteile über Polen, zum anderen löste das Ziel bei einigen ein etwas mulmiges Gefühl aus, denn auch ein Tag in Auschwitz würde Teil der Kursfahrt sein. Dennoch waren sich alle einig, dass es für eine Kursfahrt des Geschichtsleistungskurses kaum ein geeigneteres Ziel geben könne als Krakau und Auschwitz, noch dazu im September 2014, genau 75 Jahre nach dem deutschen Überfall auf Polen, der den Zweiten Weltkrieg auslöste.

Die Reise begann mit einer Zwischenübernachtung in Breslau. Am Abend wurde gemeinsam der wunderschöne Marktplatz im Zentrum der sehenswerten Altstadt besichtigt. Am nächsten Morgen ging es weiter nach Auschwitz. Dort nahmen die Schülerinnen und Schüler an einer sehr aufschlussreichen Führung durch das Stammlager Auschwitz I und das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau teil.

Das Programm wurde ergänzt durch eine Ausstellung im Arbeitslager, die unter anderem auch persönliche Gegenstände der ermordeten Menschen wie Schuhe, Koffer oder Spielzeug zeigte. Diese erzählen die Schicksale der einzelnen Personen, was den meisten wirklich sehr nahe ging. Geschichte wurde plötzlich sehr persönlich erfahren und historische Tatsachen wurden emotional spürbar.

Die Besichtigung des Arbeits- und des Vernichtungslagers hat viele Eindrücke hinterlassen und manchen Jugendlichen zum tieferen Nachdenken bewegt. "Auf Bildern sah das alles schon schlimm aus, aber wenn man wirklich davor steht, ist man völlig überwältigt von allen Eindrücken und von seinen eigenen Gefühlen", so äußerte sich ein Schüler über Auschwitz.

Abends ging es dann weiter nach Krakau, einer Stadt voller Leben und Kultur, deren historisch gewachsene Altstadt zum Weltkulturerbe der Unesco gehört. Die Stadtführerin brachte den Schülerinnen und Schülern durch ihre lebhafte Erzählweise die Sehenswürdigkeiten der Stadt - darunter viele Kirchen und den Wawel, den Burgberg - nahe. Teilweise fühlte man sich in eine andere Zeit zurückversetzt, so interessant gestaltete sie die Stadtführung.

Der nächste Tag stand zur freien Verfügung, und so konnten die Jugendlichen die Stadt auf eigene Faust erkunden. Die Unterkunft - ein kleines Hotel mitten im jüdischen Viertel Kazimierz - bot beste Voraussetzungen, da alles fußläufig erreichbar war. Die vielen Geschäfte und der große Marktplatz mit den Tuchhallen hatten einen besonderen Reiz. Bei Begegnungen mit Polen erlebten die Schülerinnen die Menschen als freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit.

Am letzten Reisetag stand eine Führung durch das jüdische Viertel und das ehemalige Krakauer Ghetto auf dem Programm.

Dabei wurden mehrere Synagogen besucht, die den Jugendlichen jüdisches Leben und Glauben näher brachten. 65.000 Juden lebten bis 1939 in Krakau, die fast alle ermordet wurden. Die Besichtigung der Oskar-Schindler-Fabrik, bekannt aus dem Spielfilm "Schindlers Liste", rundete das Programm ab. Sie ist umgebaut zu einem Museum, in welchem die Ausstellung "Krakau unter NS-Okkupation" zu sehen ist. Sie zeigt sehr plastisch das Leben und Leiden der Bevölkerung Krakaus unter der Besatzung durch die Nationalsozialisten und beeindruckte die Schülerinnen und Schüler tief.

Am Ende waren alle der Meinung, dass die Kursfahrt etwas Besonderes war. Kein Vorurteil bestätigte sich, es war eine aufschlussreiche, interessante Reise mit vielen Facetten. "Eindrücke, wie wir sie dort gesammelt haben, wie zum Beispiel in Auschwitz, werden wir wohl nicht so schnell vergessen und auch nicht noch einmal so erleben,", zeigte eine Schülerin sich überzeugt. Und Krakau - darüber waren sich alle einig - ist unbedingt eine Reise wert.

© 2014 Neue Westfälische, Dienstag 14. Oktober 2014