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"Dschungelbuch" mitreißend inszeniert

Erstellt von Ralf Kapries am in Kategorie: Laienspiel

Ein richtiger Hingucker: Theaterkurs des Söderblom-Gymnasiums spielt Kinderstück nach Rudyard Kiplings weltbekanntem Roman. Kostüme und Make-up vom Feinsten.

Espelkamp. Farbenfroh und amüsant ist "Das Dschungelbuch" in der Aufführung des Theaterkurses des Söderblom-Gymnasium. Andreas Ferling inszeniert die Erzählungen Rudyard Kiplings in einer mitreißenden Kinderfassung. Entsprechend groß war der Jubel des Premierenpublikums.

Ferlings Konzept ist damit aufgegangen. Seit der bunten und teilweise recht süßlichen Zeichentrick-Version Walt Disneys von 1967 mit ihren komisch dargestellten Charakteren und ihren schmissigen Songs erwartet man diese auch bei Bühnenstücken, die man dadurch auf kindliche Unterhaltungsstrukturen reduziert.

Härten der 1894 erschienenen Ausgabe von Kiplings Erzählungen in "The Jungle Book" werden vermieden, gesellschaftskritische Ansätze ausgespart oder verniedlicht. Ziemlich abrupt wird Haupt-Protagonist Mowgli von der Erkenntnis beseelt, dass sein "richtiger Platz" doch bei den Menschen sei.

Trotzdem entwickelt sich die Inszenierung natürlich zu einem echten Hingucker. Das Bühnenbildteam hat ein schönes offenes Bühnenbild geschaffen, in dem ein Vorhang aus verschiedenen grünen Stoffstreifen einen passenden Hintergrund bildet.

Überbordende Spielfreude wirkt mitreißend

Es entsteht eine große Spielfläche, die von einigen bizarr geformten Baumstämmen strukturiert wird. Rechts entsteht mit Treppenstufen und einem steinernen Thronsessel eine weitere Spielfläche, die den alten Tempel andeutet, der von der lautstarken und sehr bewegten Affenbande besetzt ist, welche im Tierreich einen äußerst schlechten Ruf hat.

Die überbordende Spielfreude der Laienspieler wirkt mitreißend. Dabei ist Anna Jotter als Mowgli wirklich eine Idealbesetzung. Auch Malte Loetz als Balu und Despina Reimler als Bahira gestalten ihre Rollen sehr facettenreich. Selbstverliebt spreizt sich Geier Chil auf der Bühne; ihm verleiht Fabienne Feldmann blühendes Leben.

An ihrem Äußeren zeigt sich, dass die Kostüme nicht nur ausgezeichnet gestaltet sind, sondern auch mit augenzwinkerndem Hintersinn kreiert wurden. Herrlich sind Pilotenmütze und -brille in Kombinationen mit goldglitzernden Handtäschchen, das mit den ebenfalls Edelmetall vortäuschenden Stöckelschuhen korrespondiert. Gags sind auch die Bundeswehruniform-Jacke des Elefantencolonels Hathi und der ständig verschlungene, zum Teil sogar verknotete Schwanz der Schlange Kaa.

Dazu gesellt sich eine wirklich kunstvolle Maskenbildnerei, die ihren Höhepunkt in der Gestaltung des Schlangengesichts erreicht. Marina Knust, Laura Grau, Julia Focke, Tonia Schnepel, Melina Koch und Sabrina Wilkenig sind zugleich die "Nähmädels" und verdienen in beiden Funktionen, nämlich als Make-up-Künstlerinnen wie als Kostümbildnerinnen, besonderes Lob.

So entstehen eindrucksvolle und unvergessliche Szenen: Etwa gleich am Anfang das Familienidyll um die Wölfin, an der zwei Kinder nicht geringen Anteil haben; die Zwischenszenen mit Chil; die pompös marschierenden Elefanten-Patrouille; die tobende Affenbande; die Konferenz des Wolfsrudels bei Gewitterstimmung.

Neben den Aufführungen am vergangenen Wochenende in der Aula des Söderblom-Gymnasiums gibt es auch Termine für Schulen und Kindergärten. Die Aufführung am heutigen Dienstag, 26. Januar, 10 Uhr, ist schon fast ausgebucht, für Donnerstag, 28. Januar, gibt es bereits keine Karten mehr.

© 2016 Neue Westfälische, Dienstag 26. Januar 2016