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Birger Kollmeier ermöglicht besseres Hören
Ehemaliger Söderblomer mit dem Zukunftspreis des Bundespräsidenten ausgezeichnet.
Schlecht oder gar nicht hören zu können, ist ein oftmals unterschätztes Problem in einer alternden Gesellschaft. Der in Lübbecke aufgewachsene Birger Kollmeier und sein Team haben eine Technologie entwickelt, die die Lebensqualität von Schwerhörigen deutlich verbessert und eine normale Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für sie wieder möglich macht. Das wurde jetzt mit dem Zukunftspreis des Bundespräsidenten gewürdigt.
In Anwesenheit vieler Gäste aus Wissenschaft und Wirtschaft erhielt das Team vom Institut für Physik und Exzellenzzentrum für Hörforschung, Universität Oldenburg, und der Siemens AG, München, für ihr Projekt „Binaurale Hörgeräte – räumliches Hören für alle“ den mit 250.000 Euro dotierten Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation.
Über diese höchste wissenschaftliche Auszeichnung freuten sich Birger Kollmeiers Eltern sehr. Seine Mutter Erika ist stolz, zugleich aber auch ein klein wenig besorgt. Ihr Sohn habe „sein ganzes Leben der Forschung gewidmet“. Bei einer 70-Stunden-Woche „verausgabt er sich“, sagte sie gestern im Gespräch mit der NW.
Seine wissenschaftliche Begabung und sein Forscherdrang wurden früh erkannt. Der damalige Leiter des Wittekind-Gymnasiums Friedhelm Kindler habe es ermöglicht, dass Birger zum Söderblom-Gymnasium nach Espelkamp wechseln konnte, wie sein Vater Günter Kollmeier erzählte . Dort war zuvor die reformierte Oberstufe eingeführt worden. Leistungskurslehrer in Mathe und Physik war damals Jürgen Häusler. Der freute sich gestern ebenfalls über den Erfolg seines ehemaligen Schülers, der bereits mit 17 Jahren das Abitur machte. Der am 20. Juli 1958 geborene BirgerKollmeier lebt seit vielen Jahren in Oldenburg, ist verheiratet und hat vier Kinder.
Ihm und seinem Team ist es nun gelungen, die technologische Basis für neuartige Hörsysteme zu schaffen, bei denen zwei Hörgeräte in beiden Ohren gekoppelt und entsprechend des individuellen Hörschadens aufeinander abgestimmt sind. Zudem lassen sich mithilfe eines neuartigen Diagnoseverfahrens und mathematischer Algorithmen Hörfehler von Betroffenen gezielt kompensieren.
Dies erlaubt hörgeschädigten Menschen zukünftig, in akustisch „schwierigen“ Umgebungen besser zu hören – etwa in Räumen mit Nachhall, bei mehreren durcheinander redenden Menschen oder lauten Hintergrundgeräuschen.
Die Anwendung der binauralen Hörsysteme bleibt nicht nur auf Menschen mit einem eingeschränkten Hörvermögen begrenzt. Auch Nutzer von Unterhaltungs-Elektronik oder Smartphones sollen demnächst von einer besonderen Unterstützung des binauralen Höreindrucks profitieren.
Neue Westfälische vom 30. November 2012