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Bilder antworten Bildern
Die Stiftung der Sparkasse Minden-Lübbecke zur Förderung von Kunst und Kultur hat es sich zu einer ihrer Aufgaben gemacht, Werke regional bedeutsamer Künstler zu sammeln und zu bewahren. Doch die Bilder sollen nicht im Archiv verstauben. Mit dem Projekt "Bilder antworten Bildern" bot die Stiftung zum 8. Mal Oberstufenschülern die Möglichkeit, mit Bildern aus der über 60 Werke umfassenden Sammlung in einen künstlerischen Dialog zu treten. Die Ergebnisse wurden am Montag Abend in einer Ausstellung im Speicher am Burgmannshof präsentiert.
Mit dem Kunst-Kurs des Espelkamper Söderblom-Gymnasiums unter Leitung von Angelika Brennemann, der Hüllhorster Gesamtschule unter der Leitung von Kirsten Loewe und dem Ratsgymnasium Minden unter der Leitung von Sandra Meyer nahmen in diesem Jahr drei Schulen an dem Kunstpädagogischen Projekt teil. Da das Preußen-Museum, bisheriger Ausstellungsort, nicht zur Verfügung stand, wählten die Organisatoren den Speicher am Burgmannshof für die diesjährige Vernissage aus. Darüber freute sich Kunstvereinsvorsitzende Anke Steinhauer. So wurde der historische Speicher nach der Ausstellung "divers - kontrovers", die Arbeiten aus Kunstkursen des Lübbecker Wittekind-Gymnasiums zeigte, in 2015 bereits zum zweiten Mal zum Forum für Schüler.
Neben 16 Originalbildern von Künstlern wie Ernst Schomer, Otto Quante oder auch Kurt Ette zeigt die aktuelle Ausstellung im Speicher mehr als 40 Bilder sowie auch Plastiken als individuelle Antwort auf die Vorlagen. Den beeindruckenden Ergebnissen ging ein langer Schaffensprozess von der Planung bis zur Realisierung voraus. So wurden die teilnehmenden Kunstkurse bereits im Oktober 2014 in die Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse in Minden eingeladen. Dort traten die Schüler zum ersten Mal in Kontakt zu den Originalen und erhielten von Kunstwissenschaftler Wulf Schomer umfassende Informationen zu den Kunstwerken und Künstlern.
Schomer begleitet das Projekt seit acht Jahren. Seine Intention: "Wir hatten und haben hier Künstler in der Region, deren Werke, aber auch deren Leben - oft durch den Krieg geprägt - wir den jungen Menschen nahe bringen möchten."
Die Auseinandersetzung mit den Künstlern wie auch das Finden einer individuellen Antwort hat beispielsweise Schülerin Daniela Heide vom Söderblom-Gymnasium als große Herausforderung empfunden. Das beginne schon mit der Auswahl des für einen persönlich richtigen Bildes. Daniela Heide entschied sich für "Das Narrenschiff" von Ernst Schomer. Sie vertrat bei der Pressekonferenz zur Ausstellung zusammen mit Katja Heckel ihre Mitschüler aus dem Kunstkurs.
Weil sich die Schüler auch immer wieder gegenseitig beratend zur Seite standen, war beispielsweise Chantal Rodermund von der Gesamtschule Hüllhorst am Ende nicht nur stolz auf ihr eigenes Werk, sondern auch auf den ganzen Kurs. "Das war eine Gemeinschaftsleistung."
Die spannende und kreative Ausstellung, die am Ende des Projektes "Bilder antworten Bildern" stehe, verblüffe jedes Jahr aufs Neue, lobte Sparkassendirektor Volker Böttcher vom Stiftungsvorstand während der Eröffnungsveranstaltung in den Räumen der Sparkasse in Lübbecke. Grußworte sprachen auch Lübbeckes Bürgermeister Eckhard Witte sowie Anke Steinhauer als Kunstvereinsvorsitzende. Wulf Schomer wiederum führte in die einzelnen Originalwerke ein und skizzierte, welche kreativen und vielfältigen Antworten die Schüler darauf gefunden hätten. Dabei hätten sie sich stets zwischen den beiden Polen "Beibehaltung" und "subjektive Veränderung" bewegt. Schomer: "Die Schüler haben reflektiert und experimentiert, sie haben schöpferisch gedacht, sie haben gemacht und dabei Neues entstehen lassen." Auch durchaus Sozialkritisches.
Wie es aussieht, wenn die "Lebenswirklichkeit der Schüler auf die Wirklichkeit der Künstler" trifft (Zitat Böttcher), davon konnten sich die zahlreichen Besucher der Eröffnungsveranstaltung anschließend im Speicher am Burgmannshof ein eigenes Bild machen. Da wird aus Ernst Schomers "Narrenschiff" beispielsweise ein "schwimmendes Plakatschiff" oder dessen Werk "3 Soldaten am Grab" mit einer Zeichnung von Kriegsspiel-Figuren mit dem Titel "Game over" beantwortet.
Natürlich waren auch die Schüler selbst bei der Vernissage vor Ort. Schließlich war es ihre erste eigene Ausstellung und auf das Gezeigte können sie zu Recht stolz sein.
© 2015 Neue Westfälische, Mittwoch 29. April 2015
Weitere Fotos befinden im Bilderarchiv der Neuen Westfälischen.
Eine Einladung zur Eröffnung der Ausstellung im Espelkamper Bürgerhaus am 21. Mai um 18:00 finden Sie auf der Seite des Faches Kunst.