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Bärbel Brandt nach über 35 Jahren am Söderblom-Gymnasium in den Ruhestand verabschiedet

Created by E. Müller-Prunsche am in Kategorie: Pressemitteilungen

Bärbel Brandt ist im Ruhestand. Sie wurde jetzt offiziell von Schulleiterin Marie-Luise Schellong verabschiedet. Seit 1987 war sie als Referendarin, ab 1989 dann als Lehrerin am Söderblom-Gymnasium tätig und unterrichtete die Fächer Pädagogik und Deutsch; Generationen von Schülerinnen und Schülern hat sie für diese Fächer begeistert und sie zum Abitur geführt.

Bärbel Brandt verlässt nach über 35 Dienstjahren das Söderblom-Gymnasium in den wohlverdienten Ruhestand. (Foto: P. Leonhardt)

Aber das ist nur die eine Seite von Bärbel Brandt. Denn mit ihrem Namen verbindet sich eine Erfolgsgeschichte, die ohne ihr unermüdliches Engagement, ihre Kreativität und ihren Mut nicht denkbar gewesen wäre: die Entwicklung des Laienspiels am Söderblom-Gymnasium.

Bereits während ihres Referendardienstes engagierte sie sich in der Schülertheatergruppe, die es seit 1953 am Söderblom-Gymnasium gab und die seit 1976 von Klaus Richter geleitet wurde. Nach seiner Pensionierung übernahm sie ab 1992 die Leitung und formte aus diesem Kursangebot für die Oberstufe das „Laienspiel“, eines der renommiertesten und weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannten Schultheaterensembles mit jährlich wechselnden Besetzungen und immer wieder herausragenden Aufführungen. Viele werden sich noch erinnern an „Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt (1992), an das Rockmärchen „Tabaluga und Lilli“ nach  Helme Heine mit der Musik von Peter Maffay (1998) und die Rockoper „Romeo und Julia“ (2013). Oder an die Ustinov-Tragikomödie „Halb auf dem Baum“ (1994), bei deren letzter Aufführung der große Sir Peter Ustinov selbst zu Gast war und sich im Anschluss sehr begeistert über die Leistung aller Akteure äußerte.

Mit außerordentlicher Energie und Leidenschaft hat sich Bärbel Brandt in drei Jahrzehnten dem Laienspiel gewidmet und auch vor „großen Stoffen“ keine Angst gezeigt.  Sie wollte bei aller Unterschiedlichkeit der Themen immer das Optimale, forderte die Mitwirkenden mitunter bis zur Schmerzgrenze, aber sie glaubte auch an ihre Talente, egal in welchem Bereich, und motivierte und unterstützte sie darin. So organisierte sie professionelles Sprechtraining, engagierte choreografische Unterstützung für Tanzeinlagen, holte Lehrkräfte aus den Bereichen Musik, Kunst und Sport hinzu, um die Theaterstücke musikalisch zu untermalen oder die Bühnenbildner zu inspirieren. Denn alles ist „hausgemacht“ – von der Kulisse über die Kostüme, von der Pressearbeit bis zur Technik. Und Bärbel Brandt vermittelte allen das Gefühl, dass sie wichtig sind für das Gelingen der Aufführung, dass es auf jeden an seinem Platz ankommt und alle ein Team sind. Ganz besonders aber gelang es Bärbel Brandt oft genug, Schauspieltalente zu erkennen und zu fördern, sehr unterschiedliche Charaktere einzubeziehen und ihnen Selbstvertrauen und Mut zur Darstellung auch schwieriger Rollen zu geben. Dabei verlangte sie Disziplin, Hingabe und die Bereitschaft, vor der anstehenden Premiere auch in den Weihnachtsferien oder bis in die Nächte hinein bei den Proben zu sein, aber sie lebte diese Disziplin selbst vor. Manch ein Jugendlicher, dem kaum jemand eine Bühnenrolle zugetraut hätte, wuchs im Laienspiel über sich hinaus – eine Erfahrung, von der mancher sein Leben lang zehrt. Am Ende dankte jedes Mal ein begeistertes Publikum alle Mühe.

Aber auch über das Laienspiel hinaus war Bärbel Brandt federführend, wenn es darum ging,  das Söderblom-Gymnasium nach außen hin zu präsentieren, sei es bei außerschulischen Anlässen wie dem jährlichen  Stadtfest oder ganz besonders beim 50. Schuljubiläum im Jahr 2003, wo sie unter anderem ein großes Konzert organisierte und die Aula zu einem „Wiener Caféhaus“ umgestaltete.

 

Nun ist Bärbel Brandt also im Ruhestand. Was aber nicht heißt, dass das Laienspiel jetzt komplett ohne sie auskommen muss. Aktuell unterstützt sie ihre jungen KollegInnen, die diese Aufgabe von ihr  übernommen haben, mit Rat und Tat. Und sie ist auch nach wie vor im Volksbildungswerk Espelkamp tätig, denn Theater ist und bleibt ein wesentlicher Teil ihres Lebens.

Im Programmheft zu „Romeo und Julia“ hat Bärbel Brandt mit einem Zitat von Max Reinhardt dargelegt, was das Schauspiel für sie bedeutet: „Das Theater ist der seligste Schlupfwinkel für diejenigen, die ihre Kindheit heimlich in die Tasche gesteckt und sich auf und davon gemacht haben, um bis an ihr Lebensende weiter zu spielen.“ Generationen von ehemaligen Laienspielern - und nicht nur die - werden das bestätigen: Bärbel Brandt war ein Glücksfall für das Söderblom-Gymnasium.